Boca, Messi, BVB: So macht die Klub-WM richtig Spaß

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Gestern Abend habe ich die Erweckung der Klub-WM live im Stadion erlebt. Boca Juniors aus Argentinien gegen Benfica Lissabon aus Portugal, am Ende 2:2 nach 2:0 (Öffnet in neuem Fenster), drei Platzverweise und eine Menge Aufregung um den VAR: Das alles so lautstark begleitet von einem Boca-Anhang, dass meine Apple Watch erstmals nach drei Minuten und dann regelmäßig Alarm aussendete - die Umgebung sei zu laut für gesunde Ohren…
Vom spanischen Liedgut, das die Mehrheit unter den 55.000 Zuschauern im Hard Rock Stadion in Miami anstimmte, habe ich zwar kein Wort verstanden. Aber ich weiß jetzt: Die Bayern, am Freitag nächster Gegner der Boca Juniors, sollten gewarnt sein. Die Leute verstehen keinen Spaß, wenn ihnen jemand ans Leder will. Ich erinnere mich an meinen Verriss des Eröffnungsspiels (Öffnet in neuem Fenster) kürzlich und möchte jetzt hinzufügen: So wie gestern macht die Klub-WM Spaß.
Einen ohrenbetäubenden Dienstag wünscht
Euer Pit Gottschalk

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⚽️ BVB unter einem Dach mit Messi

Von Pit Gottschalk
Das Türschild ist ein Quadratmeter groß und verrät schon aus sicherer Entfernung, wer hier zur Untermiete eingezogen ist: die Mannschaft von Borussia Dortmund. Das Gebäude hinter der Palmenreihe sieht nicht spektakulär aus, aber auch bei dieser Immobilie zählt: Lage, Lage, Lage.
Bei der Klub-WM in den USA hat der BVB sein Trainingsquartier an der vielleicht wertvollsten Adresse des amerikanischen Fußballs bezogen: auf dem Klubgelände des Messi-Klubs Inter Miami CF direkt am Stadion. Die Adresse lautet: 1350 NW 55th St, Fort Lauderdale.
Am Montagmorgen, am Tag vorm ersten Turnierspiel gegen Fluminense (Öffnet in neuem Fenster), versprach die offizielle Terminplanung des Weltverbandes Fifa eine Begegnung der dritten Art. Der Hausherr war zu Hause und sollte um 9.30 Uhr trainieren. Und tatsächlich: Lionel Messi erschien pünktlich.
Nur: Die Sicherheitsleute taten alles, damit es zu keinem Treffen kommt. Eine Viertelstunde lang durfte ein halbes Dutzend Medienvertreter zusehen, wie der Weltmeister von 2022 und einst beste Spieler auf Erden seine Mitspieler beim Aufwärmspielchen „Fünf gegen Zwei“ narrte.
Danach war die Peep-Show beendet. Journalisten runter vom Rasen, zurück auf den Parkplatz, hinter die Absperrung - jetzt kommt der BVB. Der Weg führte in die entgegengesetzte Richtung von Messi auf einen zwar benachbarten, doch mit Sichtschutz abgetrennten Trainingsplatz.
Jeder zufällige Kontakt mit dem GOAT, ein persönliches Wort unter Profikollegen: unmöglich. Als ihr Training um 10 Uhr begann, sahen die Borussen Messi nicht einmal. Borussia Dortmund unter einem Dach mit Messi - aber Welten trennen das Messi-Universum vom schwarzgelben Kosmos.
Offenbar gab’s bei Messi kein gesteigertes Interesse an einem kurzen Hallo. Man fragt sich schon: Wäre er auch bei Bayern München auf Distanz geblieben? Fakt ist: In Florida ist der zweitgrößte deutsche Bundesliga-Verein keine große Nummer. Man spürt’s bei jeder Gelegenheit.
Trainer Niko Kovac hatte sich am Sonntagnachmittag eine Auszeit am Strand gegönnt. Als er nach zwei Stunden ins Mannschaftshotel Four Seasons zurückkehrte, gestand er Geschäftsführer Aki Watzke in der Lobby, niemand habe ihn beim Sonnenbaden erkannt und angesprochen.
Auch die Autogrammjäger vorm Luxushotel in Fort Lauderdale lauerten nicht etwa auf Torjäger Serhou Guirassy, Neuzugang Jobe Bellingham oder Nationalspieler Pascal Groß, sie gaben zu: „Wir warten aufs Eishockey-Team.“ Die Edmonton Oilers, NHL-Finalist, sind zufällig im selben Hotel.
So ganz kann man das alles nicht verstehen. Denn genauso Fakt ist: Borussia Dortmund hat eine erstaunliche Bilanz vorzuweisen. Seit einem Jahrzehnt spielt der BVB durchgehend Champions League, was nur sieben anderen Klubs mit viel größerem Personalbudget gelungen ist.
In einem Atemzug mit Real Madrid, Manchester City und Paris Saint-Germain - darauf darf Klubboss Watzke stolz verweisen, wenn seine jahrelange Arbeit wie zuletzt beim Machtkampf um das Präsidentenamt (Öffnet in neuem Fenster) hinterfragt wird. Sein BVB gehört zu Europas Klub der Besten.
Auch hat Watzke maßgeblich geholfen, dass die Uefa ihren Widerstand aufgab und die Fifa die neue Klub-WM in den USA überhaupt austragen darf. Das Ergebnis: Borussia Dortmund nimmt als zweiter Bundesliga-Repräsentant neben Bayern teil. Auch das: keine Selbstverständlichkeit.
Der Verein hat keinen Millionen-Investor im Kreuz und keine Weltstadt als Heimat. Der BVB ist der Kleinste unter den Großen. In ganz Europa weiß man die Entwicklungshilfe zu schätzen, die Superstars wie Jude Bellingham (Real Madrid), Erling Haaland (ManCity) und Ousmane Dembélé (PSG) produzierte.
Aber in Amerika? Beim Training zugegen: zwei Journalisten aus Deutschland, ein TV-Kamerateam von DAZN, dazu ein ausländischer Kollege, der ein bisschen neugierig war. Ansonsten: Ruhe am Spielfeldrand. Keine US-Zeitung, kein Ami-Sender, nicht mal ein Spion vom nächsten Gegner.
Als Stunden später in der VIP-Lounge des Inter-Stadions ein neues Erfrischungsgetränk mit Gatorade-Geschmack und Messi-Bezug vorgestellt wurde („Messi Mas+“), wetteiferte die halbe Medienwelt um die besten Kameraplätze in der Pressekonferenz. Da war der Teufel los.
Borussia Dortmund muss das nicht kümmern. Die Klub-WM ist ja die beste Gelegenheit, sich internationalem Publikum außerhalb von Europa vorzustellen. Ein Sieg heute Abend gegen die Brasilianer von Traditionsklub Fluminense Rio de Janeiro - und alle Welt spricht vom BVB.
Außerdem gab’s durchaus prominenten Besuch beim Training. Der Songwriter Patoranking (Öffnet in neuem Fenster) hatte sich in ein BVB-Trikot gezwängt und schlug auf, weil er wusste, dass er Fans unter den Spielern hat. Die Begegnung mit der Mannschaft lief herzlich und reichte allen. Wer ist schon Messi!
⚽️ Klub-WM heute im Fernsehen
18 Uhr, Sat1: Borussia Dortmund - Fluminense FC

⚽️ Klick gemacht
https://youtu.be/Ff7WECASqYo?si=RVSyep4GvmICV7qJ (Öffnet in neuem Fenster)Der kleine Bellingham beim BVB
Der Königstransfer Jobe Bellingham legt los: Der kleine Bellingham-Bruder ist mit dem BVB bereits zur Klub-WM in die USA geflogen. Sieht man von ihm zum Turnier-Auftakt der Dortmunder schon die ersten Spielminuten? Und was geschieht mit dem Rest der Mannschaft? Brandt, Süle, Can – wie groß wird der BVB-Umbruch? Zum Video: Hier klicken! (Öffnet in neuem Fenster)
⚽️ Bundesliga muss jetzt konsequent sein
https://youtu.be/92JHYyZAqCM?si=0iBcP1fg5bcnLTfi (Öffnet in neuem Fenster)Von Pit Gottschalk
Es dauerte nicht lange, bis die Fanorganisation „Unsere Kurve“ in den Partymodus umschaltete (Öffnet in neuem Fenster). Das Urteil des Bundeskartellamts bestätigte, was ihre führenden Vertreter seit Jahren propagiert hatten: „Fußball gehört den Fans“. Natürlich. Wem auch sonst?
Die 50+1-Regel (Öffnet in neuem Fenster), wonach die Vereinsmitglieder immer die Mehrheit an ihrer Profiabteilung halten müssen und nicht gewinnfixierte Investoren die Geschicke bestimmen, ist nicht nur rechtens - sie ist eine Verpflichtung: Alle müssen sich daran halten.
Auch Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg, auch RB Leipzig und in einem Sonderfall Zweitligist Hannover 96. Man fragt sich: Warum hat die Bundesliga nicht längst die Dinge so aufgestellt, wie es der bloße Menschenverstand doch schon vorgibt?
Denn man kann ja von der 50+1-Regelung halten, was man will: Wer die basisdemokratische Mitbestimmung zur DNA des deutschen Profifußballs erklärt, wie es die Klubs in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vor Jahren getan haben, kann nicht halbherzig Ausnahmen erlauben.
Das Wesentliche an jedem Wettkampfsport ist ja, dass strukturell Chancengleichheit besteht. Die steht über allem. Das Bundeskartellamt räumt ein, dass die angeordneten Anpassungen eine große Herausforderung darstellen und Zeit beanspruchen.
Darin liegt aber eine große Gefahr. Weil man die genannten Vereine inzwischen zum Establishment des deutschen Fußballs zählt, kann der Kompromiss schnell zu Zugeständnissen verleiten, damit die Transformation nicht zu brutal ausfällt.
Aber genau das wäre wieder so ein Verstoß gegen das Prinzip der Chancengleichheit, die ja die Wettbewerbshüter einfordern. Böswillig könnte man hinzufügen: Weil sie über Jahre anders als der Rest waren, dürfen sie’s noch ein bisschen länger anders bleiben.
Dabei könnte man die Lösung auch andersherum angehen, die Sache ist ganz einfach: Man verabredetet einen kartellrechtlich sauberen Rahmen und prüft, ob sich alle daran halten. Wie Wolfsburg, Leverkusen und Leipzig das hinkriegen - ihr Bier.
Aus dem Sport wissen wir doch: Wer sich nicht an die verabredeten Spielregeln hält, darf halt nicht mitmachen. Auch keine Konzernvereine. Das ist für die betroffenen Vereine eine immense Veränderung. Aber sie haben ja lange genug davon gelebt, dass man ein Auge zugedrückt hat.
⚽️ Was sonst noch so los ist
https://www.t-online.de/sport/fussball/zweikampf-der-woche/id_100766328/woltemade-und-wirtz-bundesliga-blutet-aus.html (Öffnet in neuem Fenster)https://www.kicker.de/thomas-mueller-der-geschichte-schreiber-1125913/artikel (Öffnet in neuem Fenster)https://www.sport1.de/news/fussball/2025/06/ein-unerfullter-fussball-traum (Öffnet in neuem Fenster)https://www.sueddeutsche.de/sport/u21-em-dfb-gruppenphase-woltemade-tschechien-li.3269757 (Öffnet in neuem Fenster)⚽️ Alle mal herhören
https://youtu.be/bVOuwgA7JxE?si=JzMtZLlxmrCa4X32 (Öffnet in neuem Fenster)Knauf verpasst seinen Bus
Nach dem 4:2 gegen Tschechien bei der U21-EM ist die Stimmung im deutschen Team gelöst. Ansgar Knauff gab ein gut gelauntes Interview. Und verpasst wegen des Interviews den Mannschaftsbus. Zum Video: Hier klicken! (Öffnet in neuem Fenster)